Museumsmarketing – wie neue Besucher erreichen?
„Nichts anfassen“, „alles verstaubt“, „nicht relevant“, „langweilig“ – all das sind Assoziationen, die Menschen im Kopf haben, wenn sie an Museen und Kultur denken.
Dass sich das vor Ort auch ganz anders darstellen kann, dass Museen unglaublich viel zu bieten haben und den eigenen Horizont erweitern können ist vielen Menschen gar nicht bewusst. Gerade die Generation Y hat das Museum als Freizeitoption gar nicht auf dem Zettel. Zu vielfältig, abwechslungsreich und mit mehr Aufregung verbunden sind die Alternativen.
Wenn Museen aber weiter ihre Daseinsberechtigung erhalten wollen, kommen sie nicht umhin, auch diese Zielgruppe zu integrieren.
Doch wie kann das gelingen? Wie könnte Museumsmarketing heute aussehen? Was können Museen tun und sich selbst dabei treu bleiben?
Vorweg: es reicht nicht, einfach nur im Internet präsent zu sein. Ein Twitter Account, die Nutzung von Social Media und ggf. auch Anzeigen bei Google gehören zum Glück auch in Deutschland im Kulturmanagement mittlerweile zum guten Ton. Genug ist das allerdings nicht. Das ersetzt lediglich die Zeitung von früher.
Regelmäßige Leser dieses Blogs werden es schon vermuten: eine von uns favorisierte Antwort ist auch in diesem Fall Gamification. In den nächsten Zeilen werden Sie einige gelungene Beispiele finden, die zeigen, wie auch Museen und andere kulturelle Einrichtungen durch Spiele neue Besucher anziehen können.
Gamification – ein Marketing Ansatz für kulturelle Einrichtungen
Gamification – was ist das eigentlich? Wikipedia definiert folgendermaßen: „Als Gamification (aus englisch game für „Spiel“), denglisch Gamifikation oder Gamifizierung (zugehöriges Verb gamifizieren), auch als Spielifikation oder Spielifizierung (zugehöriges Verb spielifizieren) eingedeutscht, wird die Anwendung spieltypischer Elemente in einem spielfremden Kontext bezeichnet.“
Kleine Beispiel, was viele kennen: ich nehme eine Alltagstätigkeit wie Joggen und verknüpfe diese mit Elementen und Belohnungssystemen aus der Videospielwelt – fertig ist die App „Zombies, Run!“. Das Spiel funktioniert über lauter werdenden Zombie-Verfolgungsgeräusche und motiviert so den Spieler/Läufer zu schnelleren Lauf-Intervallen.
Das ist auch sehr sinnvoll, denn wir Menschen sind Spieler. Schon Johan Huizinga bezeichnete uns Menschen in seinem gleichnamigen Buch als Homo Ludens, also als spielenden Mensch. Das Konzept geht davon aus, dass wir alle einen Großteil unserer Fähigkeiten spielerisch erlangen. Jeder Mensch spielt, manche mehr, manche weniger.
Gamification-Ansätze gibt es mittlerweile für fast alle Lebensbereiche: Gesundheit, Haushalt, To-Do Listen, …
Aber eben auch für den Bereich Museumsmarketing. Als klassisches Beispiel seien hier die Bonus-Stempelkarten beim Bäcker genannt oder die Flugmeilen-Sammelaktionen. Auch das ist Gamification, die dafür sorgt, dass Kundenbindung und Mehrverkäufe erzielt werden.
Auch einige Museen nutzen solche Ansätze schon – oft sogar unbewusst und ohne zu wissen, dass es sich dabei um spielerisches Marketing handelt. Als Beispiel seien hier die vielfältigen Rallyes mit Rätsel Fragen genannt, die viele Museen anbieten, um Kindern den Besuch zu versüßen.
Das auch Erwachsene durch Spiele angesprochen und ins Museum gezogen werden können, sollen die folgenden Beispiele zeigen.
Erfolgreiches Museums Marketing durch Spiele
Das badische Landesmuseum hat 2015 eine Augmented Reality App (OMG! Objekte mit Geschichte) vorgestellt, welchen Besuchern die Geschichte hinter den Exponaten erklärt. Also zum Beispiel ihren Weg ins Museum und die oft damit verbundenen dramatischen Ereignisse. Das funktionierte so, dass Besucher mit ihrem Smartphone (und der geladenen App) im Museum auf bestimmte Scanpunkte gehalten haben und dann erschien im Display ein Volontär und hat was zu den Ausstellungsstücken erzählt. Die Projektion des Erzählers erfolgte direkt in die Vitrine, was das Ganze besonders lebendig und überraschend machte. So konnten Besucher das Museum mal auf ganz andere Weise erleben!
Ein anderes Beispiel kommt aus Paderborn: im Heinz-Nixdorf-Museum gibt es seit einigen Jahren einen sehr beliebten Geocache, welcher die Spieler durch 10 Rätselstationen einmal quer durch die Ausstellung lotst, um am Ende das Finale finden und öffnen zu können. Bereits 1000 Funde verzeichnet dieser Geocache und eine beachtliche Zahl an Favoritenpunkten, also positiven Bewertungen durch die Spieler. Vermutlich wäre ein Großteil dieser Menschen ohne diesen Geocache gar nicht auf das Museum aufmerksam geworden. Geocaching, die digitale Schnitzeljagd, bei der es darum geht, mit Hilfe von Koordinaten und Smartphone nach „Schätzen“ zu suchen, ist ein Spiel mit weltweit ca. 15.000.000 Anhängern. Diese wollen durch ihr Spiel neue Orte kennenlernen. Das können durchaus auch kulturelle Einrichtungen sein!
Hier geht es zum Geocache: https://www.geocaching.com/geocache/GC3YY70_come-in-and-find-out-ciafo
Das Landesmuseum Hannover hat gleich mehrere spielerische Elemente ins Museumskonzept integriert:
seit Kurzem hält das Museum einen Escape Room vor! Escape Rooms, Exit Rooms oder Room Escape Spiele sind derzeit in aller Munde. Das Spielprinzip: Spieler werden in einem Raum eingeschlossen und müssen dort durch das Lösen von Rätseln und das Knacken von Logiknüssen wieder ausbrechen. Diese sogenannten Exit Games gibt es mittlerweile in den unterschiedlichsten Szenarien. Da bieten sich natürlich auch historische Rahmen an. Das Landesmuseum hat die Geschichte der Gründung der Klosterkammer aufgegriffen und lässt diese von den Teilnehmern spielerisch nachvollziehen. Eine tolle Idee, um eher trockene Fakten erlebbar zu machen. Hier gibt es mehr Infos zum Spiel: https://www.landesmuseum-hannover.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/escape-room-163263.html

Museumsmarketing durch Gamification
Wem das noch nicht reicht, der kann im gleichen Museum auch noch einen ziemlich schwierigen Geocache absolvieren. Geocacher bekommen ein im Preis reduziertes Ticket und können dann in verschiedenen Ausstellungen nach den versteckten Zahlen suchen. Das hört sich erstmal recht einfach an, ist aber durchaus mit einigen Herausforderungen verknüpft.
Die erste Zahl im Vivarium ist dabei noch recht einfach zu finden. In der Gemäldeausstellung wird es trickreicher, zwei Werke der italienischen Renaissance müssen sehr genau betrachtet werden, um die Lösung zu finden.
Hier im Video gibt es mehr Eindrücke davon.
Auch dieser Geocache hat in den 2 Jahren seines Bestehens schon über 400 Geocacher ins Museum gebracht. Ob die sonst auch gekommen wären? Die meisten vermutlich nicht. Wer ihn selber mal ausprobieren will, findet hier alle Infos: https://coord.info/GC5KN1N
Bestehende Spiele ins eigene Marketing Konzept zu integrieren, ist gut und sinnvoll. Warum bestehende Spiele? Weil diese schon über eine Community verfügen. Spiele wie Geocaching, Munzee, Foursquare, Pokemon Go und ähnliche verfügen sowohl über eine funktionierende Infrastruktur (App, Website, …) als auch über eine relevante Anzahl an Nutzern. So muss hier nicht erst umständlich Interesse geweckt werden, es ist schon da!
Auch Escape Games haben eine wachsende Fangruppe.
Daher ist es für Kultureinrichtungen wie Museen bedenkenswert, sich mit solchen Spielen auseinander zu setzen. Die eigenen Inhalte können leicht in die Spielkonzepte integriert werden und durch die vorhandenen Communities entstehen ungeahnte Marketing Effekte.
Um so etwas auch weltweit zu vermarkten, möchte ich hier gern einmal auf unseren Artikel zur GeoTour hinweisen. Damit bekommen solche Maßnahmen auch überregional schnell Aufmerksamkeit und man kann internationales Publikum ansprechen.
Gerne beraten wir Sie zu diesen Themen und schauen gemeinsam, welches Spiel für Ihre Belange am Besten geeignet ist!